Erneuerbare Energien, Bergbau und Ökotourismus fördern nachhaltige Entwicklung.
Namibias vielfältige natürliche Ressourcen bieten enorme Möglichkeiten für nachhaltige Investitionen in erneuerbare Energien, Naturschutz und Ökotourismus. Der Bergbausektor durchläuft derzeit eine Phase des Wandels und der Erneuerung. Lokale Medien berichten fast täglich über Projekte multinationaler Unternehmen, die in den Bereichen Herstellung von grünem Wasserstoff, Erdöl-, Gas- oder Goldexploration tätig sind, sowie über deren Kooperation mit örtlichen Firmen und Vertretern der Regierung. Regelmäßig finden Ausstellungen und Konferenzen statt, bei denen sich Investoren, Projektentwickler und Experten aus aller Welt sowie sonstige „Who’s Whos“ treffen, um Ideen und Fachkenntnisse auszutauschen. Auch kleinere lokale Unternehmer sind dabei, sich unternehmerisch neu aufzustellen, um – wenn es dann einmal so weit ist – in den Genuss finanzieller Erträge dieser Investitionen und Entwicklungen zu kommen.
Namibia hat die Aufmerksamkeit großer internationaler Energieunternehmen auf sich gezogen, nachdem in den letzten Jahren mehrere große Ölvorkommen entlang seiner Küste entdeckt wurden. Diese neuen Ölfunde werden die Investitionsattraktivität von Namibia mit Sicherheit steigern.
Politische Stabilität und strategische Industrie
Namibia hat sich in den letzten Jahren als attraktiver Investitionsstandort entwickelt. Die politische Lage ist stabil, die Justiz gilt allgemein als unabhängig von politischer Einflussnahme, die Infrastruktur ist relativ gut ausgebaut, und die Sektoren Bergbau, erneuerbare Energien und Tourismus, um nur einige zu nennen, boomen.
Die Regierung hat die Herstellung von grünem Wasserstoff und Ammoniak zur strategischen Industrie erklärt und unterstützt den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft in Namibia auf allen Ebenen. Das Land beherbergt derzeit acht aktive Projekte für grünen Wasserstoff (Hyphen, Elof Hansson, HDF Energy, HyIron, Zhero, Cleanergy Solutions, Daures Hydrogen Village und Hyrail) und positioniert sich damit an der Spitze der grünen Wasserstoffindustrie.
Im November 2023 startete das Projekt HyIron Oshivela in der Nähe von Arandis, 60 Kilometer landeinwärts von Swakopmund. Finanziert wird das Projekt unter anderem vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Bei dem Projekt wird grüner Wasserstoff zur Reduzierung von Eisenerz in einem CO2-neutralen Prozess eingesetzt. Der europäischen Energiekommissarin Kadri Simson ist während ihres jüngsten Besuchs vor Ort beim HyIron-Projekt in Namibia ein erstes grün gefertigtes Stück Eisen überreicht worden.
Öl- und Goldsektor im Aufschwung
Derzeit haben bekannte Ölunternehmen, wie Total Energies, Shell, Galp Energie, Chevron und Exxon Mobil, sich Explorationslizenzen gesichert. Aufgrund der jüngsten Entdeckungen wird ein starker Anstieg der Zahl von Fusionen und Übernahmen im namibischen Erdölsektor erwartet.
Der Abbau von Gold und des Batterieminerals Lithium gewinnt an Bedeutung. Namibias Goldproduktion wird von der QKR Navachab-Goldmine in der Nähe von Karibib und der B2Gold’s Otjikoto-Goldmine zwischen Otjiwarongo und Otavi gefördert. Demnächst wird auch das chinesische Unternehmen Shanjin International Gold mit dem Goldabbau in der Erongo-Region beginnen.
Politische Wahlen und ihre Auswirkungen auf Investitionen
Dieses Jahr hat für Namibia eine bedeutende politische Relevanz, da am 27.11.2024 Präsidentschaftswahlen stattfinden. Das Ergebnis dieser Wahlen wird zweifellos einen maßgeblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes haben. Obwohl die seit der Unabhängigkeit regierende Partei SWAPO alle bisherigen Präsidentschaftswahlen gewonnen hat, ist der Vorsprung vor den anderen Parteien stetig zurückgegangen. Diese Ergebnisse spiegeln auch die natürliche Entwicklung eines gesunden Mehrparteiensystems wider. Der Sieger der Wahlen wird dafür verantwortlich sein, dass die Energieprojekte in die Tat umgesetzt werden können.
Herausforderungen: Strukturelle Ungleichheiten und Umweltbelastungen
Die größten Herausforderungen für Namibia bleiben strukturelle Ungleichheiten, Armut und Arbeitslosigkeit. Die Regierung steht unter Druck und muss klare und stabile rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen schaffen, die Investoren Sicherheit geben. Dazu gehören transparente Genehmigungsprozesse, Vorschriften zur Netzanbindung und Standards für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien. Vieles davon gibt es bisher entweder nur unzureichend, oder es befindet sich gerade im Entwurfsstadium.
In den Bereichen Transport, Logistik und Wohnraumbeschaffung muss noch vieles getan werden. Die Entdeckung von Offshore-Öl im Oranje Basin hat die Immobilienpreise in der Hafenstadt Lüderitz in nur einem Jahr um mehr als 30% steigen lassen. Dieser Preisanstieg wird durch ausländische Investoren verursacht, die Immobilien in US-Dollar zu Preisen kaufen können, die im weltweiten Vergleich als äußerst günstig gelten. Die lokale Bevölkerung, die mit steigenden Grundstückskosten höhere Mietpreise zahlen muss, kommt in immer schwierigere Verhältnisse.
Weitere Faktoren, die die Realisierung dieser Projekte hindern oder verzögern können, sind der enorme Fachkräftemangel sowie eine allgemeine Wasserknappheit. Auch sind die Umweltauswirkungen dieser Projekte besorgniserregend, insbesondere wenn sie in den Nationalparks durchgeführt werden, was zur Zerstörung von Lebensräumen, zum Tod von Vögeln durch Turbinenblätter sowie zu langfristigen Schäden durch den Ausbau der Infrastruktur, wie Straßen und Stromleitungen, führt.
Es wird nicht einfach für die Regierung sein, diese Auswirkungen auf die Umwelt mit ihren eigenen Ambitionen zu versöhnen.
Quelle:
Crossing Border Seite 27 & 28 – https://www.deutscheranwaltspiegel.de/crossingborders/archiv/crossingborders-12024/